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1996-04-17
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5KB
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68 lines
Hans Musterfrau Musterhausen, den 20.08.1996
Mustergasse 11
12345 Musterhausen
Telefon: 0 12 34 / 5 67 89
Kai Musterfrau
Fantasiestraße 1
67890 Fantasiestadt
Mein lieber Kai,
nun warten wir schon seit vier Wochen auf ein Lebenszeichen von Dir. Mutter
verläßt
morgens nicht das Haus, bevor der Postbote da war. Schon an ihrem betrübten
Gesicht
kann ich sehen, daß Du wieder nicht geschrieben hast.
Mein Junge, Du bist unser einziges Kind. Wir haben Dich mit Liebe und Fürsorge
groß-
gezogen. Dein Entschluß, im Ausland zu studieren, war nicht leicht für uns. Und
Du
weißt selber, daß wir uns mancherlei Entbehrungen auferlegt haben, um die
Kosten für
Deine Ausbildung aufzubringen.
Während der ersten Zeit Deiner Abwesenheit von zu Hause hatten wir wenigstens
ein-
mal in der Woche die Freude, einen Brief von Dir zu erhalten. Du hast so
anschaulich
und lebendig geschrieben, daß wir an Deinem Leben in dem anderen Land ganz
teil-
nehmen konnten. Dann wurden die Pausen zwischen Deinen Briefen immer länger,
die
Briefe schrumpften zu flüchtigen Zetteln zusammen, auf denen stand: Bitte
schickt mir
dies und jenes.
Du kannst Dir denken, daß wir gern wissen möchten, wie Dein Studium verläuft.
Dar-
über erwähnst Du leider kaum etwas.
Ich möchte Dir nicht verschweigen, daß Mutter recht leidend ist, ihr Herz macht
ihr zu
schaffen. Ich kann mir nicht denken, daß Du sie durch Dein Schweigen bekümmern
willst. Vielmehr nehme ich an, daß Dein Verhalten auf Gedankenlosigkeit beruht.
Denke
immer daran, daß wir Dich lieb haben, mein Junge. Mach es Dir zur Pflicht, uns
jede
Woche einen Brief zu schicken.
Mutter weiß nichts von diesem Brief. Deshalb erwähne ich auch keine Grüße von
ihr.
Aber Du darfst mir glauben, daß sie immer an Dich denkt.
In Verbundenheit und Treue grüßt Dich
Dein Vater